In der Albergo La Vecchia (1716 m) gönnten wir uns bei strahlendem Sonnenschein einen haben Tag Pause und brachen wir erst nach dem Mittagessen auf. Wir hatten uns entschieden an diesem Tag nur zu der Selbstversorgerhütte Refugio San Remo zu gehen. Den Schlüssel für die Hütte bekamen wir in der Albergo und sollten ihn dann beim nächsten Refugio wieder abgeben. Also versorgten wir uns mit Käse, Wurst, Obst und Brot für den Abend. Rotwein, so der Wirt der Albergo sei oben in der Hütte. Der Weg führte uns zurück bis Piaggia, dort schlugen wir einen Weg parallel zum Hang über die alten Terrassen ein, der sich leider nach einer haben Stunde als falsch erwies. Also zurück nach Piaggia und dort suchten wir nach der Wegmarkierung für den richtigen Weg steil hinauf durch die terrassig angelegten Wiesen. Am steilen Berghang begegnete uns eine Gruppe von acht Frauen, die auf dem Weg zur Albergo La Vecchia waren. Sie, so stellte sich später heraus, waren auf dem gleichen Weg wie wir und wir sollten sie bei unseren nächsten Refugios immer wieder treffen.
Oben am Berg erwarteten uns grandiose Ausblicke und weite Hänge mit herrlichen Alpensrosen.
Kurz vor der Hütte erreichten wir den weitsichbaren Redentore (2200 m) eine Heiligenfigur, die über das weiter Land wacht und in Richtung Meer blickt. Direkt daneben ist das Ende eines Liftes, also der Hang im Winter Skipiste.
Von der anderen Kammseite zogen Nebel und Wolken über den Berg.
Das Refugio San Remo liegt 2075 m hoch mit herrlich weitem Ausblick. Nach dem wir erst einmal ausgiebig gelüftet und einen Topf mit Regenwasser auf dem Gasherd für unseren Abendtee abgekocht hatten machten wir uns daran den Holzofen anzuheizen, denn es wurde beträchtlich kühl. Es dauerte und dauerte bis der Kamin frei war und das Holz wärmend brannte. Da wir nur ein Feuerzeug, das nur noch wenig Gas beinhaltete, auf der Hütte vorfanden, hatten wir richtig Mühe den Ofen durch immer wiederholtes Anheizen in Gang zu bekommen.
Unter dem Dach war ein großes Bettenlager mit Matratzen und Decken, das für 25 Wanderer Platz bot. Nachdem es in der Hütte einigermaßen warm war packten wir Brot, Käse und Wurst aus nur den Wein suchten wir vergebens. Auf der Hütte stellte Martina fest, dass sie ihr Ebook in der Albergo liegen gelassen hatte. Und jetzt kamen die acht Frauen wieder ins Spiel. Martina telefonierte mit dem Wirt der Albergo und nach einigem Hin und Her und Rücksprache mit den Frauen wurde vereinbart, dass sie das Ebook mitnehmen würden, denn sie hatten, wie wir, das Refugio Franco Allavena als nächstes Ziel.
Am nächsten Tag trafen wir auf dem Gipfel des Monte Saccrarello (2200m), den wir ja schon am Vortag passiert hatten, auf den AVML, Alta Via dei Monti Liguri, der uns ab da zum Mittelmeer begleiten sollte. Der Weg stieg durch waldiges Gelände ab. Weiter ging es dann durch Wald und Wiesen auf breiten Militärpisten, vorbei am unbewirtschafteten Refugio Mont Gral. Dort bogen wir in einen steilen steinigen Pfad (gefühlt 10 000 Treppenstufen) ein, der uns hinab bis zum Colla Melosa und der Alpenvereinshütte Refugio Franco Allavena (1545 m) führte.
Es was noch früh am Nachmittag, 14:30 Uhr, als wir zum Refugio kamen. Nach dem üblichen Bier mit Lemon Soda war auch noch Zeit für einen guten Kaffee und hausgemachten Kuchen. Beim Abendessen war eine richtig große Wandergruppe zusammen die acht deutschen Frauen, eine Dreiergruppe aus Holland inklusive eines Chinesen und drei deutsche Männer, die auf dem Liguriweg vom Mittelmeer aufwärts wanderten. Und das Ebook wechselte wieder von der Frauengruppe zu einer glücklichen Martina.
Zu erwähnen wäre da noch das schmale freistehende Doppelstockbett bei dem mein Schlafplatz oben war. In dieser Nacht bewegte ich mich sehr vorsichtig und fühlte immer erst einmal nach rechts und links wo das Ende der Matratze war.