Der heutige Weg war als der spektakulärste Teil unserer diesjährigen Wanderroute angekündigt. Von Colla Melosa geht es auf schmalen Militärpfaden bis zum Refugio Passo Gouta. „Gut markiert, die Alpensteige führen durch exponiertes Gelände, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit“ stand im Wanderführer. In der Herberge wurde uns gesagt, dass in einem Steilstück der Hang im Winter abgerutscht und Vorsicht geboten sei. „Noch einmal bäumt sich der Grenzkamm mit zwei imposanten Kalkgipfeln auf. Felsenwege sind in die senkrechten Felsfluchten von Monte Pietraveccia und Monte Toraggio geschlagen. Extreme vereinen sich hier auch in der Botanik, Lavendel, Edelweiß, Pfingstrosen, Goldregen – je nach Jahreszeit durften und blühen am Wegesrand.“, steht im Rother Wanderführer GTA. Es war Frühjahr für diese Region und auf unserem Weg duftenden und blühten all die benannten Pflanzen und dazu der Türkenbund mit seiner leuchtend orangen Farbe
Die erste Hürde für uns war, den Einstieg in den Felshang zu finden. Zum Glück trafen wir die drei Holländer, die auch die Nacht im Refugio verbracht hatten, mit GPS und sie bestätigten uns, dass wir auf dem richtigen Weg seien und dass bald oberhalb ein schmaler Pfad abzweigen würde. Nach ca. 100 Meter sahen wir ihn auch, der Sentiero degli Alpini ein ehemaliger Gebirgsjägerversorgungpfad. Dieser quert den Hang und geht dann in einen schmalen Pfad in die schroffen Ostabstürze des Monte Pietravecchia über. Der Pfad ist teilweise durch Mauern im Fels gestützt und manchmal ganz in den Fels gehauen.
Wer auf diesem Bild genau hinschaut wird Personen, Silke und mich, auf dem schmalen Pfad mitten am Berghang erkennen.
Da ganz oben steht Silke,.
Um die Biegung dieses Felsen zeigte sich die erste größere Herausforderung, eine schmale Stelle bei der der Weg abgestürzt und keine Sicherung zum Übergang angebracht war. Be carfully hatte uns ein junger Wanderer gesagt, der uns auf dieser Strecke entgegen kam.
Die zweiter Herausforderung war dieser Absturz, der schon in der Hütte angekündigt war. Allerdings waren hier die Felsbrocken relativ groß und lagen fest, so dass wir einen sicheren Weg finden konnten der uns dann bis zum ersten Gipfel, dem Pas dell‘ Incisa (1684 m), führte.
Der Ausblick von hier oben sind grandios über das Roya Tal bis hin zu den Gipfeln des Mercantour-Nationalparks.
Der Weg führte weiter steil am Hang entlang bis zum Passo di Fonte Dragurina (1810 m), nicht mehr ganz so spektakulär, aber dennoch sensationell.
„passage dengereux, passagio pericoloso, dangerous section“ steht auf dem kleinen Schild, da waren wir aber längst über die vielleicht wirklich schwierigen Stellen hinweg. Wenn der Pfad mal gar zu schmal war sicherte auch ein Seil den Weg.
Auch solche Hindernisse waren auf dem Weg zu überwinden.
Der Weg führte nun weiter langsam bergab über den Col Corbeau (1404 m) bis er dann auf eine breitere Fahrstraße traf. Auf dieser wanderten wir weiter bis zum Refugio Passo Gouta (1213 m) wo uns ein netter Hüttenwirt empfing. Die Zimmer waren groß und wir verbrachten den Rest des Tages vor der Hütte in der Sonne. Später tauchte noch eine wilde Pferdeherde am Refugio auf, der wir auch am nächsten Tag noch einmal begegnen sollten.
Am Abend beobachten wir, draußen sitzend, die Glühwürmchen, die rund um das Refugio schwärmen. Aber es kündigt sich schon Regen an, der uns früh zu Bett gehen ließ.