Bishkek, die Hauptstadt von Kirgistan liegt am Fuße der kirgisischen Bergkette, z.Zt. noch schneebedeckt und ist mit 910 000 Einwohnern die größte Stadt im Land. Bishkek ist eine absolut grüne Stadt mit vielen Parks und Alleen. Jetzt im Frühling erfreute uns überall lichtes Grün und herrliche Tulpen. Kirgistan ist für seine Wildtulpen bekannt, das weiß in Deutschland sicher kaum einer, in Holland vielleicht schon. Die Stadt hat einen eigenes Flair, eine Mischung aus gewachsener Architektur (die natürlich stark an die Sowjetzeit erinnert), bombastische weiße Gebäude, Museum und Regierungsgebäude und viele kleine Häuser verschiedener Epochen. Unser Hotel, Silkroad Loge (wie könnte es anders sein) lag sehr zentral, so dass wir alles wunderbar zu Fuß erreichen konnten.
Was finden wir natürlich als erstes: eine Vinotheka mit leckerem Wein aus Italien, Frankreich und Deutschland. Die junge Frau, die uns bedient, spricht, nachdem wir und geoutet hatten, sogar deutsch. Sie war als Aupair in Frankfurt und will ab September in Wien studieren. Wir sind nicht die einzigen Deutschen im Lokal (erst später erfahren wir, dass der Besitzer Deutscher ist), eine junge Frau gesellte sich zu uns. Sie ist Mitarbeiterin des Goetheinstituts in Almaty und begleitete eine Jazzgruppe auf einer Tournee in Kirgistan. Sie lädt uns für den übernächsten Tag zu dem Konzert in der hiesigen Philharmonie ein. Von ihr erfahren wir natürlich viel über Almaty und die Aktivitäten des Goetheinstituts. Nicht weit davon entfernt, um die Ecke fanden wir das nette Italienisch-kirgisische Café Adriano, das uns immer wieder in unseren Tagen in Bishkek anziehen wird mit seinem leckeren Cappuccino (Birgit) und Café Amerikano für mich.
Wir durchstreiften die Stadt mit seinen Parks, Monumenten und Geschäften. Die junge Frau an der Rezeption unseres Hotels war unglaublich hilfsbereit und versorgte uns mit allen wichtigen Informationen. In den nächsten Tagen suchten wir uns eine Travellagentur, denn wir hatten beschlossen, den Issyk Kul, das kirgisische Meer, zu besuchen. Wir sehnten uns nach Natur und Landschaft. Wir wurden fündig nach langem schwierigen Suchen nach Straßennamen und Häusern. Fünf Tage mit Fahrer und local Übernachtungen, das war genau das Richtige. Es wird sich auch als super herausstellen, weil der junge Fahrer hervorragend englisch spricht und wir uns mit ihm gut verstehen. Vorher kam aber erst noch unser Besuch in der Philharmonie. Es stellte sich heraus, dass das ein Jazzfestival war und an diesem Abend vier Gruppen, darunter auch die deutsche Gruppe FAVO (wen es interessiert, der schaue bei Youtube nach) auftraten. Es war ein interessanter abwechslungsreicher Abend für uns mit ganz unterschiedlichen Musikeindrücken. Aber Jazzfestival in unserem Sinne war übertrieben. Schon vor der Veranstaltung, auf der Suche nach der Philharmonie, hatte uns eine deutsche Frau kurz den Weg gewiesen. Sie, jetzt wissen wir, dass sie Ellen heißt und für die GIZ (deutscher Entwicklungsdienst) arbeitet und ihren Partner Holger trafen wir anschließend in der Vinotheka. Daraus folgte eine Einladung zum Frühstück am nächsten Morgen. Solche Begegnungen sind immer spannend und bringen uns viele Informationen über Land und Leute. Am darauffolgenden Tag wurden wir morgens am Hotel von Azamat und seinem Toyotajeep abgeholt und wir fuhren zum ca. 250 km entfernten Issyk Kul. Der See verdient den Namen kirgisisches Meer schon wegen seiner Größe, eine Fläche von 6236 qkm, elf mal, volumenmäßig sogar sechsunddreißigmal größer als der Bodensee,. Die tiefste Stelle ist 692 m tief und er liegt auf 1609 m Höhe. Er wird umrahmt nördlich und südlich von Bergketten, die zwischen 4000 und 7ooo m hoch und auch im Sommer schneebedeckt sind. Unser erstes Ziel war das Tal des Tsching Kemin, was ganz nah an der kasachischen Grenze liegt. Wir übernachteten in Sanasch in einem Guesthouse das von einer kirgisischen Normadenfamilie betrieben wird. Als wir ankamen wurden wir mit Tee frischem Brot, selbstgemachter Marmelade und einer leckeren Suppe begrüßt. Nach einem ausgiebigen Spaziergang rund um das Dorf, es war herrlicher Sonnenschein, gab es am Abend ein leckeres Eintopfgericht mit Kartoffeln, Kraut und Rindfleisch. Wir eröffneten an diesem Abend unsere Kartenrunde Pasch.
Am nächsten Morgen hatte leider Birgits Wetterprognose recht und zum ersten Mal auf unserer Reise regnet es. Unser Weg ging weiter zurück zum See. Die Nordseite ist eher touristisch mit aber eher kleinen Hotels oder Resorts und im Sommer tummeln sich hier viele Sommergäste aus Russland, Kasachstan und Kirgistan. Nach anderthalb Stunden erreichten wir Tscholpon Ata der größte Ort auf der Nordseite. Unser Fahrer brachte uns zu einem großen Steinfeld und sprach von Freilichtmuseum. Es war das Petrohyphenfeld. Hier kann man ca 5000 Steine mit Felsgravuren aus dem Jahre 2000 vor unsere Zeitrechnung bewundern, es ist beeindruckend. Weiter ging es im Nieselregen am See entlang, von dem wir leider nicht viel zu sehen bekamen, bis Karakol. Mit 92 000 Einwohnern ist Karakol die viertgrößte Stadt in Kirgistan und das Skizentrum schlechthin, weil es das einzige ist. Wir sehen die schneebedeckten Berge, alle zwischen 5000 und 7000 m in denen im Sommer auch bis hoch zu den Gletschern gewandert werden kann. Auch wir wanderten am nächsten Tag hoch bis zum Skigbiet (ca 2500m), kommen da aber leider nicht weiter, weil es zur Zeit, warum auch immer, abgesperrt ist und ein Soldat an einem Tor den Eintritt verwehrt. Die Sonne hat uns an diesem Tag zum Glück verwöhnt, so dass das Wandern eine Freude war.
Verzeiht die wenigen Bilder aber das hochladen mit der Kamera ist noch schwierig. Aus Holz erbaute russisch orthodoxe Kirche in Karakol
Am nächsten Tag besichtigten wir die orthodoxe Kirche, die dunganische Moschee, die im buddhistischen Stil gebaut ist und das Prshewalskij Museeum. Er war ein berühmter russischer Forschungsreisender, der in Karakol verstorben und dort auch begraben ist.
Der Basar in Karakol besteht, ich konnte es kaum glauben, aus vielen aneinander gereihten Seecontainern, in denen dann die enzelnen Läden untergebracht sind. Das Gemüseangebot entspricht genau dem, was dann heimisch auf den Tisch kommt. Unsere Reise ging weiter an der Südseite des Sees, der sich von seiner wilden Seite zeigte. Wellen, fast wie am Atlantik, brausten an den steinigen Strand.
Im Tal Dshety Oguz mit seinen roten Felsen und heißen Quellen wanderten wir in eine Schlucht mit rauschendem Gebirgsbach. Der einsetzende Regen mit scharfem Wind hat und da wieder hinaus getrieben. In Bokonbajewo, einem ja fast unbedeutendem Ort, übernachteten wir in einem heimischen Guesthouse, ganz kirgisischer Stil und wurden dort auch am Abend verpflegt (kirgisische Pelmeni, wem das was sagt). Am nächsten Morgen hat hier uns wieder der Schnee überrascht. Wir besuchten noch die heimische Filzmanufaktur, die auch Teppiche für Manufaktum fertigt. Dann hieß es Abschied nehmen von See und felsiger Landschaft.
Unsere Wirtin und Azamt unser Fahrer.
Unglaublich viele Pferdeherden ja und auch das einsame Kamel am Straßenrand
Da nochmals der See, dieses Mal azurblau und wie fast überall Schafe
Leider endete unsere Fahrt mit Azamat an dieser Stelle, in den Bergen nach dem See. Sein Wagen hatte schlapp gemacht und wir mussten in ein Taxi umsteigen, das uns in gut zwei Stunden zurück nach Bishkek brachte.
Liebe Gila, es ist für mich immer eine große Freude Deine Reiseberichte zu lesen. Ich nehme mir unseren großen Weltatlas und schaue nach wo Du gerade bist. Ich bin begeistert was Ihr alles seht und erlebt.
Habt weiterhin eine behütete Reisezeit!
Herzlichst, Sonja