Zugfahrt nach X’iang – Birgit treffen und gemeinsam weiterreisen

Am 24. März bin ich von Kunming mit dem Zug weiter nach X’iang gereist. Es war mein erstes Zugerlebnis und ganz schön spannend. Der Zug war für 19:40 Uhr von mir per Internet gebucht. Ich hatte eine E-Ticket Bestätigung, die ich im Bahnhof in ein Ticket umwandeln sollte. Zum Glück habe ich noch am Tag zuvor mir eine Nachricht in chinesischen Zeichen heruntergeladen, die besagte, dass ich ein Ticket brauche und meine E-Ticketnummer enthielt. Das war richtig gut. Im Bahnhof angekommen muss man als erstes durch eine Sicherheitskontrolle, wie bei uns am Flughafen. Dann stand ich vor einer Reihe von Automaten, die nur chinesisch hergaben. Ich sprach einen jungen Mann an, der zwar kein Englisch verstand, aber gewillt war mir zu helfen. Ihm zeigte ich mein Handybild. Er brachte mich zu einem Bahnmensch, der auch nur was mit meinem Handybild anfangen konnte. Er wies mir den Weg in eine Halle in der Ticketschalter, mit langen Schlangen davor, waren. Ich stellte mich an. Vor mir die Chinesen machten lange Palaver und die Uhr zeigte schon 19 Uhr. Als ich endlich beim Schaltermensch angekommen war, ihm mein Handy gezeigt hatte, machte er mir klar, dass ich in der falschen Reihe stand und zum Schalter 2 gehen musste. Mir wurde heiß und kalt zugleich, weil ich befürchtete dort wieder in einer Schlange zu stehen und die Uhr zeigte schon 19:10 Uhr. Meine Befürchtung war zum Glück umsonst, am Schalter 2 war keine Schlange, aber auch hier war ich noch verkehrt, Schalter 1 war richtig. Dort half wieder mein Handy und die Frau druckte mir ein Ticket aus. Jetzt hieß es zügig durch die nächste Kontrolle, Ticket und Pass, zu gehen, um dann über die Rolltreppe in die Abfahrtshalle zu gelangen. Hier muss man nun das richtige Gate finden, von dem aus es dann auf den Bahnsteig geht. Ich sprach immer wieder Menschen an, zeigt Ihnen mein Ticket und beim dritten Versuch, es war mittlerweile 19:33 Uhr , zeigt mir eine junge Frau das richtige Gate. Der Eingang war schon offen, über eine Rolltreppe gelangte ich auf den Bahnsteig, fand auch den Wagen 2, an dem mich die Aufpasserin für den Softsleeperwagen empfing und zu meinem Abteil und Bett geleitete. Es war 19:38 Uhr als ich mich aufatmend auf meinen Platz fallen lies und der Adrenalinspiegel mich zu einem glücklichen Puhhhhhh und Danke veranlasste. Ich hatte meine Feuerprobe Zugreise in China bestanden und wusste jetzt wie es funktioniert.

  Das war mein Softsleeperabteil, was ich im Laufe meiner Reise mit etlichen Männern teilte. Da war leider nicht viel Kommunikation möglich, keiner sprach nur annähernd Englisch. Verständigung mit Händen und Lächeln gab es nur, wenn ich ihnen meinen Ladestecker fürs Handy lieh, weil deren meist bei der Steckdose nicht funktionierte. Hier konnte ich punkten!!

Okay 36 Stunden Zugfahrt geht auch vorbei, zwei Nächte mit viel Geratter und wenig Schlaf. Angekommen in X’iang 6:30 Uhr stand, wie verabredet,  am Bahnhofsausgang ein Mann mit einem Schild mit meinem Namen darauf. Er brachte mich mit dem Auto zu meinem Hotel, was mitten in der Stadt lag. Ausgiebig frisch machen, erste Orientierung draußen drum herum und dann warten, denn so gegen 14 Uhr sollte Birgit ankommen. So war es auch, pünktlich kam sie strahlend aber müde zur Hoteltür herein. Ab jetzt begann unsere gemeinsame Reise und unser gemeinsames Bemühen uns verständlich zu machen. Nach einem Abendessen in einem modernen Lokal, indem alles frisch, von Köchen denen man zuschauen konnte, zubereitet wurde. Die verschiedenen Kellnerinnen waren sehr um uns bemüht und gleichzeitig amüsiert, weil wir überall rätseln mussten.

Ich hatte mir zwar extra eine App aufs Handy geladen, die meine Gesprochenes ins Chinesische übersetzt. Was ich nicht bedacht hatte, dass das nur mit Internet funktioniert und ich zwar im Hotel WLAN habe, aber sonst eben nicht. Für die Zukunft habe ich mir wichtige Sachen aufgesprochen, die dann auch offline zu lesen und auch zu hören sind.

Am nächsten Tag wurden wir gleich nach dem Frühstück abgeholt und mit einem PKW zu der Terrakottaarmee, zu dem ganzen Museumskomplex, gefahren. Was waren wir froh, als und klar wurde, dass wir zwar ganz außerhalb der Reisesaison sind, dafür aber die Massen der Besucher vielleicht eher bei 10 000 lagen, als vielleicht 1000 000, wie das ganze drumherum vermuten lässt.

        

Es ist beeindruckend, kein Gesicht und kein Mann gleicht dem anderen, eine künstlerische Hochleistung. Aber auch die Ausgrabung und Wiederherstellung ist eine große Leistung und wie man sehen kann noch lange nicht abgeschlossen.

Zurück in X’iang begaben wir uns zur Stadtmauer, von der wir gelesen hatten, dass sie 14 km um die Altstadt geht und dass man sie mit dem Fahrrad befahren kann. Auf der Mauer angekommen fanden wir auch den ersten Fahrradverleih. Ich ging hinein und eine Frau fragte mich barsch, wie alt ich sei. Nach kurzem zögern und überlegen sagte ich sechzig. Daraufhin machte sie deutliche Zeichen und sagte „no, to old“. Ich protestierte, aber es half nichts. Also raus aus dem Laden und wer mich kennt, so schnell gebe ich nicht auf. Auf der anderen Turmseite war nochmals ein Verleih. Jetzt musste Birgit vor und wir hatten verabredet sie sagt vierzig. Ergebnis, sie wurde nicht gefragt und das Ticket für zwei Mountainbikes hatte sie. Es erwies sich gut, dass es Räder mit dicken breiten Reifen waren, denn die Pflasterung auf der Mauer war sehr uneben. Jetzt konnten wir in einer wunderbaren Abendstimmung die Altstadt umrunden und gleichzeitig den Blick auf die Bebauung drumherum, unglaublich viele, eigentlich nur, Hochhäuser von bis zu18 Stockwerken. Dieses Phänomen, Hochhausstädte von unglaublichem Ausmaß, begegnet uns jetzt überall. Ja wo sollen auch über eine Milliarde Menschen, hier in X’iang 3,5 Mill, wohnen.

      

Ein kühles „Helles“ auf der Außenterrasse eines Backpackerlokals rundete den Tag erfolgreich ab

Am nächsten Tag geht es, dieses Mal mit dem Transrapid Kategorie D, 7 Std, weiter auf der Seidenstraße nach Zhangye .

3 Gedanken zu „Zugfahrt nach X’iang – Birgit treffen und gemeinsam weiterreisen

  1. Ulrike

    Da kannst du ja froh sein, dass du gut an deinem Ziel angekommen bist! Du schreibst hartnäckig von „X’iang“. Die Stadt heisst richtig „Xi’an“. Ich finde es spannend zu lesen, wie du klar kommst und welche Schwierigkeiten du meistern musst, trotz Handy und Internet. Da wundere ich mich fast, wie ich 1987 durchgekommen bin, als es das alles noch nicht gab. Damals gab es auch noch weniger Chinesen, die Englisch sprachen.
    Viel Spaß noch!
    LG
    Ulrike

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    1. wp_admin Beitragsautor

      Danke, liebe Ulrike, du hast recht X’ian ist richtig, wenn der Fehler einmal drin ist………..
      Naja mit aufschreiben in chinesisc, das hatten wir auch schon als wir in X’ian mit der Metro gefahren sind, geht auch. bis jetzt waren alle auch sehr hilfsbereit. Wir würden auch dauernd angesprochen, wo wir herkämen, von Chinesen, die gerade mal zwei Brocken Englisch könnten.
      Liebe Grüße Gila

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  2. Ingrid

    Ach Schwesterherz es ist echt schön, dass du so ausführlich schreibst, es macht Spaß zu lesen und neugierig wo das alles liegt.
    Wünsch euch weiter schöne Reise

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