Von Zhangye aus fuhren wir mit dem Schnellzug nach Dunhuang, die erste Oasenstadt am Rande der Gobi- (im Norden), der Kumtag und der Taklamakanwüste (im Südwesten).
Am Bahnhof Zhangye beginnt die Story meines Schweizer Messers, das ich in meiner Bauchtasche hatte, denn schon im Zug nach Zhangye haben wir damit einen Apfel geschält und geteilt. Also hier Teil 1: man beachte, das Messer war in Kunming und in X’ian bei der Bahnhofsicherheitskontrolle ohne Auffälligkeit mitgereist. Ihr müsst wissen, beim Eingang in einen Bahnhof werden alle Gepäckstücke durchleuchtet, wie bei uns am Flughafen. Nun in Zhangye hält mir eine Sicherheitsfrau nach der Durchleuchtung das Messer hin und vermittelt, dass es nicht zulässig sei. Ich protestiere. Es gibt einen Disput hin und her (sie sprechen kein oder nur zwei Brocken Englisch). Inzwischen waren zwei Polizisten dazu getreten und winken mit finsterer Miene, dass ich weiter gehen solle. Die Sicherheitsfrau wirft das Messer in eine Kiste. Ich, ihr könnt euch vorstellen, grummele, packe meinen Koffer wieder zu und ziehe ab. Im Warteraum rege ich mich noch richtig auf. Als ich wenige Minuten später meinen Bauchgurt öffne um nachzuschauen, dass alles andere noch am Platz ist, finde ich mein Messer und kann es kaum fassen. Was war da passiert, bzw. was für ein Messer hatte die Frau da in der Hand? Das ganze kam mir spanisch, nein chinesisch vor.
Der Zug kam pünktlich und war voll wie immer. Die Landschaft änderte sich hin zu Wüste, Steinwüste, schwarze Steine und Felsen, eine Mondlandschaft. Nach dreieinhalb Stunden, immer durch diese Mondlandschaft, die Abwechslung waren Hügel oder Berge, erreichten wir Linguan. Dort stiegen wir aus, denn das ist der Bahnhof, der am nächsten, 130 km entfernt, für Dunhuang liegt. Später hörten wir von unserem Guide, dass die Schnellbahntrasse von Russland gebaut sei und man auf dem Reißbrett die Linie gezogen habe und da sei Dunhuang eben daneben gelegen. Wir wurden von einem Fahrer, wie verabredet, abgeholt und in eineinhalb Stunden ging es auf einer kerzengeraden Straße durch ebendiese Mondlandschaft, schwarz, grau und Steine, manchmal einzelne Gestrüppsträucher, sonst nichts. ach doch vereinzelt waren Kamelherden zu sehen, in Richtung Dunhuang. Wir sahen auch große Erdbewegungen und den Ausbau der Straße zur vierspurigen Autobahn, neue Seidenstraße lässt grüßen. Der Verkehr zur Zeit wenige LKWs und fast noch weniger Pkws.
In Dunhuang angekommen machten wir uns auf den Weg den Nachtmarkt, wie er im Reiseführer beschrieben steht, zu erkunden. Es war ein ‚local market‘ auf dem die Einheimischen alles kaufen können was sie für ihren Alltag brauchen: Obst und Gemüse, Brot und Fleisch, lebende Hühner, Nüsse aller Art, Rosinen verschiedener Sorten, Kleidung und Haushaltsgegenstände.
Zum Abendessen suchen wir ein local Restaurant auf und anhand von Bildern an der Wand wählen wir aus Nudelgericht mit Huhn und Gemüse für mich und nur Gemüse für Birgit. Auf dem Heimweg, am Fluss entlang, sahen wir besondere Attraktionen, Plattformen und Schiffnachbildungen im Fluss, die man über schmale Fußtritte im Fluss erreichen konnte.
Am nächsten Tag wartet morgens schon Adam, der englischsprachige Guide auf uns in der Hotellobby. Heute stehen die Mogao Grotten und die singenden Dünen von Dunhuang auf dem Programm. Die Mogao Grotten (Quianfodong) , seit 1987 Weltkulturerbe, sind in den Sandstein gegrabene Buddhahöhlen, die ersten von 366 n Chr.. Bis ins 13. Jahrhundert entstanden hier bis zu 1000 Höhlen. Die Höhlen sind sehr gut erhalten und wunderbar ausgestattet mit Figuren und Gemälden.
Die Führung ist wieder gut organisiert und auf Massen von Besuchern ausgelegt (zum Glück sind heute nur vielleicht 300 mit uns). Erst sieht man zwei Filme über die Entstehung und wie sie heute aussehen, dann wird man mit einer Guide Vorort durch acht Höhlen geführt. Wir waren sehr beeindruckt.
Bei dem einchecken zu den Filmen haben wir ein amerikanisches Ehepaar, Naseen und Mike, kennengelernt. Sie waren auf Geschäftsreise in China und jetzt noch auf einem Abstecher in Dunhuang. Weil wir uns sehr nett unterhalten haben und unser Auto, für diesen Tag, 8 Sitze hatte, luden wir beide ein mit uns den Tag zu verbringen. Es war nett und sehr interessant, wir tauschten uns über USA, Deutschland und chinesische Gepflogenheiten mit beiden und unserem Guide sehr lebhaft aus. Adam brachte uns zum Lunch in ein local Restaurant, endlich konnten wir einmal fragen, was das alles für Gerichte sind. Anschließend zeigt er uns auf unsere Bitte hin ein Café mit wirklich gutem Cappuccino und Espresso.
Nach dem Kaffee fuhren wir zu den südlich von Dunhuang gelegenen Dünen. Singende Dünen werden sie genannt, weil beim herunterlaufen vom Dünenkamm ein feines Geräusch entsteht. Mitten in den Dünen liegt der Mondsichelsee, ein kleiner See mit einer Pagode mitten im Sand.
Wir konnten eine Düne mit in den Sand gelegten Trittleitern (ja wie eine Strickleiter mit Holzsprossen) besteigen. Die Tritthilfe war eine große Erleichterung, denn sonst wäre ein Schritt mit mindestens zur Hälfte zurück rutschen verbunden gewesen.
Oben angekommen waren wir froh, zumal es an diesem Tag wüstenheiß war. Hinunter war ein richtiger Spaß, like skiing.
Heiß und sandig
Die Mädels waren zum Aprikotfest gekommen und wollten unbedingt mit uns fotografiert werden. Ja es ist richtig die Aprikosenbäume, davon gibt es ganze Felder hier, blühten – es ist Frühling!!
Abends fanden wir, dank des guten Tipps von Adam, eine Marketzone mit Lokalen zum draußen Sitzen und endlich mal kaltes Bier.
Ach wie schön sind deine Berichte und welch ein mysteriöses Messergeplänkel…bisschen wie Zauberei.
In dem Fall – Dank der Segnungen der neueren Technologie – scheint alles gut vorzubereiten zu sein und klappt bisher ja auch gut und wir dürfen mit spickeln.
Duften die Aprikosenblüten? Ich bin heute unter einem wunderbar duftenden Kirschbaum gestanden …ja der Frühling ist da.