Usbekistan – Tashkent

Die usbekische Grenze ist für mich auf meiner Reise die vierte Grenze die ich per Fuß überschreite. Nachdem uns der Taxifahrer von Schymkent direkt an der Grenze in Chernayevka abgesetzt hatte, reihten wir uns in den Strom der Menschen ein, die hier die Grenze passieren wollten. Fotos kann es keine geben, das ist an den Grenzen strengstens verboten. Hier schien man auf einen größeren Menschenstrom eingestellt zu sein, mehrere Grenzbeamte in kleinen Kabinen kontrollierten die Pässe und stempelten die Ausreise ohne Kommentar. Und, wir konnten es kaum fassen, bei der Einreise nach Usbekistan ging es genauso rasch und friedlich zu. Einzig für uns war nur ein bestimmter Grenzbeamter zuständig oder in der Lage den Pass und vor allem das Visum zu lesen, um freundlich lächelnd mit einem ‚wellcome‘ auf den Lippen den Einreisestempel zu vergeben. Direkt hinter der Pass- und Zollkontrolle bestürmten uns die Meute der Taxifahrer mit utopischen Preisen. Der Weg in die Stadt, ca. 30 Minuten mit dem Auto, sollte stolze 10 USD kosten. Hier sei jetzt gleich einmal berichtet, das USD in Usbekistan eine große Rolle spielen. An den, leider oft wenigen, ATM, Geldautomaten, gibt es nur Dollar, die man dann wieder in einer anderen Wechselstube in usbekische Som umtauschen muss. Ein Dollar ergibt 8000 Som und da z.B. 5000 Somscheine geläufig sind kann man sich vielleicht vorstellen mit welchen Geldbündeln man hier hantieren muss.

Das war mein Bündel für 150 USD, 1.260 000 Som in 5000 Somscheinen. 10 000 Som ist etwa 1€, eine Taxifahrt in der Stadt kostet 3000 Som (30 Cent) pro Person, eine Flasche Bier 15 000 Som und ein Essen so bei 20 000 – 70 000 Som.

Also jetzt zurück zu den Taxifahrern, wir, schon erfahren im Verhandeln, lachten und boten 5 Dollar dagegen, was wiederum die Taxifahrer zum Lachen veranlasste. Einige stiegen aus und einige feilschten mit uns weiter.  Bei 7 USD, was sicher immer noch zuviel war,  gab ein Taxifahrer nach und bemächtigte sich gleich unserer Koffer. Er rollte sie ca 800 m weiter zu einem Parkplatz. Hier stellte sich sein Taxi als Kleinwagen, Größe C1 oder Fiat 500, heraus und Birgit war wie so oft der Auffassung, das geht nicht.  Naja, die Verriegelung der hinteren Rückbank wurde gelöst, die Koffer hinten hinein geklemmt und ich hatte bei jedem Bremsvorgang die Rückbank mit dem Gewicht der Koffer im Rücken. Aber dies war ja nicht die erste abenteuerliche Taxifahrt die wir erlebten. Da hilft immer nur Gelassenheit und genügend Humor. Der Taxifahrer sprach ein paar Brocken Englisch, so dass wir erste Informationen über Automarken und heimischen Markt  erfahren konnten. Er brachte uns zu unserem Hotel Uzbekistan, das sich als ein 16 stöckiger  Hotelbau aus Sowjetzeiten herausstellte der im Reiseführer als Sehenswürdigkeit, mitten in der Stadt,  aufgeführt ist.  Das Hotel  Uzbekistan wurde 1974 erbaut und wird mit seinem schattenspendenden Fasadenvorhang aus verschränkten Betonrahmen als Prunkstück der Sowjetarchitektur beschrieben.

Dass der Bau auch hochmodern ist, erwies sich am Abend, da wurde die gesamte Hotelfasade zu einer übergroßen Projektionsfläche für usbekische Nachrichten des Präsidenten.

Unser Zimmer war im 14. Stockwerk mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Vor unserem Hotel in einem Park steht das Standbild des Amir Timur , der Ur-, Ur-, Urgroßvater der Usbeken, wie uns schon der Taxifahrer ehrfurchtsvoll erklärt hatte. Dieser Amir Timur sollte uns auf unserer ganzen Reise begleiten und wir fragten uns oft, wie es zu der übergroßen Verehrung und Allgegenwart kommt.

Timur (1336 –  1405) gilt seit der Unabhängigkeit Usbegistans als nationaler Idenditätsstifter und wird von allen hochverehrt. Zweifelsohne ist der (touristenwirksame). Reichtum , die vielen herrlichen Moscheen und Mausoleen zum größten Teil auf ihn und seine direkten Nachfahren zurück zu führen. Timur hatte zu seiner Zeit durch Feldzüge ein großes Reich geschaffen und da er wohl auch ein Förderer der Künste war, entstanden Moscheen,  Medresen (islamische Lehranstalten) und Mausoleen, die heute die Schönheit von Chiwa, Buchara,  Samarkand und Tashkent ausmachen. Sie ziehen tausende Touristen aus allen Ländern und seit jüngster Zeit auch (so unser Guide) usbekische Reisende und Gruppen von Kindern und Jugendlichen an. Ein lebendiger Geschichtsunterricht meinte unser usbekische Führer.

In Tashkent sollten wir unseren Guide treffen, der uns dann 15  Tage geleiten sollte. Im Hotel lag keine Nachricht vor, also begaben wir uns auf unsere erste Erkundungstour.

Am nächsten Morgen dann beim Frühstück tauchte ein junger Mann mit einem Zettel Gertz / Simon auf. es war Furkart Soatov, ein junger deutschsprachiger Übersetzer, der uns abholen wollte. Er begleitete uns die ganze Reise. Leider als Reiseleiter noch ganz unerfahren, in Folge dessen sehr unsicher und manches verstand er schlichtweg erst mal nicht. Er konnte sicher in aller Ruhe Bücher übersetzen (das war auch sein Hauptjob), aber immer wenn er eben sehr unsicher war, mit der Organisation oder mit den kulturhistorischen Fakten, war sein Deutsch kaum zu verstehen, bzw. es fehlte uns der Zusammenhang. Ja nun kann man sagen Verständnis und Geduld, dies fiel uns aber jeden Tag mindestes einmal richtig schwer. Wir hatten diese Rundreise ja zuvor in Deutschland gebucht und dabei doch einiges, so nicht bedacht, was wir jetzt aus unserer Reiseerfahrung mitbrachten. So war an den Abenden immer ein Essen eingeplant, was auch wenn wir auf dem Land waren notwendig war. In den Städten führte uns dies aber in der Regel in „Touristenrestaurants“ in denen große Gruppen abgespeist werden und wir hatten keinerlei Wahlmöglichkeit.  Schon nach dem zweiten Tag begann das zu nerven, zumal Birgit gänzlich ohne Fleisch ißt und ich auch diese Fleischmassen, die hier wohl üblich sind, nicht jeden Tag mochte.  Hier tat sich unser Guide richtig schwer, da für ihn vegetarisch gar nicht vorstellbar war, er selbst aß mittags und abends Schaschlik und nochmal Schaschlik, was hier immer große Fleischspieße auf dem offenen Feuer gegrillt sind. Zu den Fleichspießen gibt es Unmengen rohe Zwiebel und Brot.

Nach dem dritten Tag hat es mich dann auch zum ersten Mal erwischt und mein Magen revoltierte und legte mich eine Nacht und fast zwei Tage lahm. Danach waren Fleischgerichte für mich erst mal tabu. Später bei unserem Aufenthalt auf dem Land erwischte es mich,  auch Birgit und noch einen schottischen Gast nach einer Pelmeniemahlzeit erneut. Die Usbekische Küche ist für uns, man möge es uns verzeihen, nicht sonderlich geschmackvoll, wenig abwechslungsreich und eben absolut fleischlastig. Dann wäre da noch der Plov, das Usbekische Nationalgericht, ein Reisgricht das mit Kuh-, Rind- oder Hammelfleisch, mit Reis, Zwiebeln und Karotten in viel (Hammel) Fett in einer großen Wogpfanne gegart und mit Kichererbsen und Rosinen serviert wird

Hier hat unsere Wirtin bei unserem Homestay in den Nuratabergen Plov auf dem offenen Feuer zubereitet. So wird es auch oft in den Restaunts gemacht, auf offenem Feuer wo immer das geht.  Vielleicht hat der eine oder andere von euch schon mal Plov gegessen, ich aß Plov hier zweimal ohne dass er mich begeistern konnte. Auch als wir dann in Samarkand selbst wieder für unser Essen auf die Suche gingen, mussten wir feststellen, dass es richtig schwer war etwas zu finden ohne Fleisch. Fisch gibt es fast nirgends, ja es gab immer griechischen Salat (Gurke, Tomate und Schafskäse) oder viele der etwas sauer eingelegten Salate aus Möhren oder rote Beete. Selbst die Italiener, die in Bishkek und auch Almaty bestens vertreten waren gabt es hier nicht. Okay soviel zum Essen wo wir vergeblich die angepriesenen usbekischen Köstlichkeiten gesucht haben.  Vielleicht sind wir auch nur zu verwöhnt. Wir trauerten der chinesischen Küche nach, die uns gut gemundet und bekommen war. Ähnlich erging es uns mit dem Wein. In Samarkand gibt es Wein aber er ist in seiner Herstellung fast wie geharzt und schmeckt sehr eigen. Dafür gibt es fast überall local Pivo, frischgezapftes Bier.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

*